Das Untier Mensch

07.10.2018

Holt man sich einen Hund ins Leben muss man nicht selten das gesamte menschliche Umfeld miterziehen.


Bitte lass ihn einfach" "Lass ihn, er kommt von selbst wenn er soweit ist, Nicht ansprechen, nicht in die Augen schauen bitte, das verunsichert ihn, Nicht gross machen und keine schnellen Gesten, bedrängt ihn nicht, Nicht auf ihn zu gehen, nicht auf ihn einreden Er hat Angst, er will nicht, er fühlt sich bedroht."

Wie oft diese Sätze meinen Mund verliessen kann ich nicht mehr zählen.

"Aber ich tue ihm ja nichts, Alle Hunde mögen mich, Ich kann ihn schon knacken, Ach was der freut sich doch er merkt ja das ich ihm nichts Schlimmes antue, nicht war Foxy??Hallo Foxy, na komm, komm her komm, Foxy na Foxy na na?!?

Wie oft diese Sätze durch meine Ohrmuscheln drangen, weiss ich nicht mehr.

Es ist so. Wenn man sich einen Hund anschafft, muss man nicht nur ihn erziehen, oder in Foxy`s Fall war es ein resozialisieren mit der gesammten Umwelt. Das wirlklich schwierige für mich waren ( und sind imer noch) die Menschen. Menschen, welche die Hundesprache nicht verstehen, die Körpersprache nicht lesen können oder wollen. Man hat nicht nur alle Hände voll zu tun dem Hund die Welt zu erklären, man muss gleichzeitig dem "Untier" Mensch die Welt des Hundes erklären.

Ein ängstlicher, unsicherer Hund empfindet direkten Blickkontakt, ansprechen, anfassen, auf ihn zu gehen schlicht und einfach als Bedrohung. Er versteht die gute Absicht dahinter überhaupt nicht. Er zieht den Schwanz und den Hintern ein, versucht sich so klein wie möglich zu machen, sein Gegenüber ( der Mensch ) hingegen, geht auf ihn zu, drängt ihn in die Ecke. In der Hundesprache die totale Respektlosigkeit, wenn nicht sogar eine Morddrohung. Ein gut sozialisierter Hund würde einen unsicheren Hund niemals bedrängen. Sie zeigen Freundlichkeit und Respekt in dem sie sich von ihm entfernen. Zeigen Demut indem sie sich abwenden, sich kleiner machen, den Bauch zeigen etc.

Ich werde jetzt nicht auf die Arten der Kommunikation zwischen Hunden, die Körpersprache oder das Rudelverhalten eingehen, es gibt schon haufenweise solcher Blogs, Seiten und Bücher.

Ich möchte eher darauf eingehen was wir, als Untier = Nicht Tier, Mensch, alles falsch machen im Umgang mit unseren Hunden. Was ich alles falsch gemacht habe und immer noch tue.

Was ich aber als erstes betonen muss! Cesar Milan predigt diese drei Grundsätze :

  1. Nicht ansprechen
  2. nicht in die Augen sehen
  3. nicht anfassen

Grundsätzlich sollte dies für alle Hunde gelten, aber bei einem Angsthund ist es einfach enorm wichtig!

Bei Foxy ist es auf jeden Fall folgendermassen. Diejenigen, welche diese drei Regeln einhielten, ihn einfach ignorierten, solange bis er von selbst auf sie zu ging, diejenigen können heute mit ihm schmusen und knuddeln das mir der Mund offen stehen bleibt, und auch wenn sie zu Besuch kommen gibts kein Drame, kein gekläffe oder was er neuerdings macht, den Besuch masszuregeln.

Diejenigen insbesondere männlichen Mitmenschen, ( Frauen sind da einfach rücksichtsvoller meiner Erfahrung nach), welche sich nicht an diese drei Grundsätze hielten, die mag er bis heute nicht, lässt sich nicht anfassen und rastet aus wenn sie zu Besuch da sind. Es ist ja nicht so das ich nicht immer wieder darauf hinweise das man ihn doch einfach in Ruhe lassen möge, doch wer nicht hören will muss fühlen. Fazit, alle meine Freundinnen mag er total. Von meinen männlichen Bekannten sind es genau zwei. Die zwei, die ihn einfach in Ruhe liessen. Ihn nicht ansprachen, nicht um seine Gunst buhlten, ihm nicht nachkrochen und auf ihn einredeten.

Natürlich kommt dazu das Foxy grundsätzlich zu Frauen schneller Vertrauen aufbaut, von Anfang an, während er Männer vom ersten Tag an fürchtet. Das hängt wohl mit den Erlebnissen im Shelter zu tun. Trotzdem zeigt mir die Tatsache dieser zwei Bekannten, wenn man sich an die Regeln hält ( in der Hundesprache) kommt man ans Ziel, in diesem Fall an den Hund. 

Wie oben angedeutet, hab ich auch Fehler gemacht. Anfangs hatte ich noch die klitzekleine Hoffnung, er würde sich schon dran gewöhnen, an viele Menschen um sich rum, an Restaurants und Bahnstationen, an spielende Kinder und Feuerholz sammelnde Männer, gemischt mit anderen rumwuselnden Hunden und Musik. Draussen im Sommer die Abende geniessen, baden einfach all die Sachen die andere Hunde so ehr toll finden.

Aber weit gefehlt. Heute, dreieinhalb Jahre später hab ich es aufgegeben. Er wird sich nie dran gewöhnen, nie Spass haben wenn andere Menschen die nicht zum "Rudel" gehören dabei sind. Er ist in einem Alter zu mir gekommen wo die Prägungsphase abgschlossen war. Was sitzt das sitzt. Doch anfangs hatte ich noch die naive Hoffnung aus ihm einen Hund machen zu können der alles mitmacht und den ich überall hin mitnehmen kann.

Ich hatte ihm also nicht nur zuviel zugemutet, denn statt sich dran zu gewöhnen wurde er immer gestresster. Und ich bin bekanntlich nicht die ausgeglichenste Person damals gewesen so übertrug sich sein Stress auf mich, er spürte meinen Stress und wurde noch gestresster. Gleichzeitig war ich sehr unsicher damals, weil ich meinen Hund noch nicht so gut kannte, noch nicht genau wusste wie er in welcher Situation reagieren würde. Dann noch all die fremen Menschen um ihn rum die alle etwas von ihm wollten. Da waren also meine angespannte Energie und Unsicherheit und ein Hund, voller Panik und gleichzeitig spürend, das sein Frauchen unsicher und gestresst ist was die Fellnase umgehend als Schwäche empfindet. Ergo, er musste gleichzeitig noch auf mich aufpassen. Ringsum uns herum dann noch tosendes Touwabou. Eine einzige Abwärtsspirale. Ping Pong der Energien.

Natürlch hatte ich auch noch Mitleid. Noch eine Energie welche der Hund als Schwäche beim Menschen empfindet.

Mittlerweile verschone ich uns beide und vermeide all diese Stressituationen. Die Menschen hören sowieso nicht egal wie oft ich ihnen sage das sie Foxy in Ruhe lassen sollen. Ich selber werde auch nie gelassen genug sein, um in den Momenten souverän zu bleiben. Das ist für mich völlig in Ordnung. Der Kleine kann glücklicherweise ohne Probleme allein sein wenn ich baden oder essen gehen möchte etc etc. Es war eine Wunschvorstellung gewesen und im nachhinein frage ich mich wie sehr ihm dies geschadet hat. Doch angsicht dessen, wie verstört er mal war und wie es ihm heute geht, muss ich wohl kein schlechtes Gewissen haben, denn trotz alle dem hat er sich wirklich sehr gut entwickelt.








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